24. April 2024 | Frauke Scholvin
Während der Denkmalschutz dazu dient, das baukulturelle Erbe zu erhalten, zielt Klimaschutz darauf ab, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. Beides wichtige Anliegen, die oft unvereinbar scheinen: Eine Solaranlage verändert das erhaltenswerte Erscheinungsbild von Gebäuden, eine energetische Sanierung führt zum Verlust historischer Fassaden. Doch ein nicht saniertes Gebäude ist energieintensiv und geht mit hohen CO2-Emissionen einher. Ein unlösbarer Konflikt?
Rund ein Drittel der Baudenkmäler in Deutschland sind gefährdet oder dringend sanierungsbedürftig. Im Rahmen der Kurzstudie „Klimaschutz bei denkmalgeschützten Gebäuden“ stellen wir fest: Damit Baudenkmäler erhalten bleiben, müssen sie auch in Zukunft genutzt und wirtschaftlich betrieben werden können. Davon profitiert auch der Klimaschutz: Wenn der Denkmalbestand weiterhin genutzt wird, wird vermieden, dass zusätzliche Baustoffe und die damit verbundene graue Energie für Neubauten verbraucht werden.
Die Studie zeigt: Qualitativ hochwertige energetische Sanierungen sind angesichts der steigenden Kosten für fossile Brennstoffe zunehmend eine Voraussetzung für die künftige Nutzung denkmalgeschützter Gebäude. Die Herausforderung: Konflikte zwischen Denkmalschutz und Klimaschutz werden bislang meist auf Ebene des einzelnen Sanierungsprojekts ausgehandelt.
Lösungen auf übergeordneter Ebene sind gefragt, um die Behandlung von Denkmalschutz und Klimaschutz als verschiedene Rechts-, Förder- und Wissensgebiete durch einen ganzheitlichen Blick zu ersetzen. Vielversprechende Ansätze sind eine verbesserte Genehmigungspraxis, eine optimierte Förderlandschaft, die Entwicklung von Leitfäden und Richtlinien, die Beratung und Sensibilisierung von Eigentümer:innen sowie Multi-Stakeholder-Dialoge. Um diese Lösungsansätze weiterzuentwickeln, müssen die Ziele zu Klimaschutz und Denkmalschutz auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene besser aufeinander abgestimmt werden. Auch braucht es einen Fachdiskurs unter Expert:innen. Davon profitiert Klima wie Baukultur.