SVRV Repräsentativbefragung zu Wohnen, Energie und Umwelt

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Hoher CO2-Fussabdruck trotz Wärmepumpe

13. Dezember 2021 | Nicolas Worbs

Mit einer Repräsentativbefragung der deutschen Haushalte untersuchte intep gemeinsam mit dem Markt- und Sozialforschungsinstitut infas die Lage der Verbraucher im Bedarfsfeld Wohnen und Energie. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig Suffizienz auch im privaten Konsum ist, und dass es bei energetischen Sanierungen noch Anschubhilfe braucht.

 

Die Repräsentativbefragung wurde 2020 von infas und intep im Auftrag des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen (SVRV) durchgeführt. Die Studie hatte mehrere Punkte im Blick. Neben den üblichen Indikatoren zum Energiekonsum im Bereich Wohnen wurden auch die Einstellung zu Sanierungsmassnahmen oder der umweltbewusste Energiekonsum ermittelt und mit der Wohnsituation, dem Äquivalenzeinkommen und dem persönlichen CO2-Fussabdruck verglichen, der während der Befragung live berechnet wurde.

 

Umweltbewusster Energiekonsum und CO2-Fussabdruck

Die Energiekonsumdaten zeigen, dass der Verbrauch von umweltschonend erzeugter Energie nach wie vor die Ausnahme ist. Nur rund 30 Prozent der Bürgerinnen und Bürger beziehen Ökostrom. 70 Prozent der Deutschen Haushalte heizen immer noch mit den fossilen Energieträger Gas und Öl. Gerade einmal 3 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Wohnung mit einer Wärmepumpe beheizt wird.

 

Wie wirkt sich das auf den persönlichen CO2-Fussabdruck aus? Interessanterweise haben Befragte, die umweltschonend erzeugte Energie konsumieren, tendenziell einen überdurchschnittlichen CO2-Fussabdruck. Dies liegt daran, dass andere Konsumbereiche in der persönlichen CO2-Bilanz stärker ins Gewicht fallen als die Art des Energiekonsums. So sind beispielsweise Befragte, die mit einer Wärmepumpe heizen, eher gut gebildet und verfügen eher über ein hohes Einkommen. Entsprechend wohnen sie tendenziell auf grösserer Fläche, sind mobiler, konsumieren mehr. Das treibt den CO2-Fussabdruck in die Höhe.

 

Suffizienz und Sensibilisierung

Unter dem Strich fällt der positive Effekt einer umweltfreundlichen Heizungs- oder Stromlösung kaum ins Gewicht, wenn gleichzeitig ein treibhausgasintensiver Lebensstandard aufrechterhalten wird. Das zeigt, wie wichtig es ist, Privatpersonen dazu zu befähigen, Mobilität und Konsumverhalten suffizient zu gestalten.

 

Ein erster Schritt hierzu ist die Sensibilisierung für den persönlichen Klima-Impact. Die Repräsentativbefragung zeigt, dass hier noch grosser Aufholbedarf besteht: erst rund 9% der Bürgerinnen und Bürger haben ihren CO2-Fussabdruck schon einmal berechnet, knapp die Hälfte der Befragten gaben an, noch nie davon gehört zu haben, dass man den eigenen CO2-Fussabdruck berechnen kann. Intep ist in verschiedenen Projekten aktiv, um das zu ändern.

 

Umweltrelevante Sanierungen

Im Hinblick auf die umweltpolitischen Klimaziele und die notwendige Steigerung der Sanierungsrate wurden Eigentümer*innen, deren Haus oder Wohnung älter als zehn Jahre ist, nach getätigten Sanierungen oder der Bereitschaft zu solchen gefragt Am Beispiel der Wärmedämmung zeigt sich eine grundsätzlich konservative Haltung. Die Hälfte aller Befragten hatten in diesem Zeitraum ihre Wärmedämmung nicht erneuert und diesbezüglich auch nichts geplant.

 

Intep hat in der Schweiz mit dem Projekt «SAN-CH» bereits Projektgrundlagen geschaffen, mit denen die Sanierungsrate gesteigert werden kann. Der SAN-CH-Prozess fokussiert darauf, die Eigentümerschaften und die relevanten Fachleute möglichst früh zusammenzubringen und ideale Bedingungen für die Kommunikation und für partizipative Prozesse zu schaffen.

 

Die Studie „Wohnen, Energie und Umwelt: Repräsentativbefragung zur aktuellen Wohnsituation, zu Umweltwissen, -einstellungen und -verhalten sowie zur Akzeptanz einer CO2-Bepreisung“ herunterladen